1806 – 1882
„Sonett“ von „sono“ kommt, von
Klang und Klingen,
Und darum soll es voll und
lieblich tönen,
Erfüllt von allem Hohen, allem
Schönen,
Wie glühend Gold im Fluß die
Form durchdringen.
Ein Wunderwortgeflecht soll ihm
gelingen,
Sich Holdgestalt mit Vollgehalt
versöhnen,
Sein Inhalt ganz der Form sich
eingewöhnen,
Der Geist das Wort mit
Liebeskraft bezwingen.
Ein gold’ner Kelch, d’rauf
Ornament gegraben
Und Nektar d’rim, Olympos’
Götterwein,
Soll das Sonett den Durst der
Seele laben.
Dein Danymedes will der Sänger
sein,
Der Götter Herrlichkeit, du
sollst sie haben,
Schlürfst du im Trunk den
Himmel selig ein!
Kurz oder lang? Ich hab’s nie ganz begriffen
Und meinen kurz und langen
Vogelsang,
Wie mir’s im Ohre just und
Herzen klang,
Mit reinem Vogelübermuth
gepfiffen.
Nie hab ich viel daran herumgeschliffen,
Denn sicher war ich, daß es mir
gelang,
Daß er von Herz zu Herzen
richtig drang,
War ich nur selber ganz davon
ergriffen.
Kommt man mit „lang und kurz“
doch in’s Gedränge,
Spricht man von Lebens Kürze
oder Länge,
Von Erdenraumes Weite oder
Enge!
So dicht’ ich Lieder kurz und
lang indessen;
Sind über kurz sie oder lang
vergessen,
Was sollt’ ich lang und kurz so
ängstlich messen?
Ein schwer Gewitter stand am
Himmelsbogen,
Da zuckt’ ein Blitz, ein
Donnerrollen klang,
Das durch die ganze
Himmelsfeste drang - -
So ist der Frühling diesmal
eingezogen.
Nun rauscht’ es nah’ und näher
wie ein Wogen,
Bis weicher, warmer Regen
niedersank;
Die durstgelöschte Erde duftet
Dank
Für die Erquickung, die sie
eingesogen.
Dem Frühlingssegen öffnen sich
die Blüthen,
Die Wälder grünen und die
Saaten sprießen,
Und reiche Aernte ruht in
jungen Keimen.
O Herr der Welten, wollte sie
behüten;
Daß deiner Gnade Früchte wir
genießen,
Gieb volle Wahrheit holden
Frühlingsträumen!
Zum Hades zog der holden Gattin
Schatten
Den treuen Orpheus über Tod und
Grab,
Durch Lethe’s und Cocytus’
Fluth hinab,
Und Orcus’ Fürst erbarmte sich
des Gatten.
Die Heißgeliebte will er ihm
gestatten,
Sie soll ihm folgen,
unaussprechlich Glück!
Doch eher darf sie treffen
nicht sein Blick,
Bis sie nicht hinter sich den
Hades hatten.
Schon hellt das Licht der
dunkeln Tiefe Grab;
Weh’ Eros’ Macht! Er schaut ihr Bild am Tage,
Und der geliebte Schatten sinkt
hinab.
Was half ihm nun des strengen
Gottes Huld?
Was er verloren durch der Liebe
Schuld,
Haucht weinend er in seiner
Lieder Klage.
Still stand der Abendstern am
Wolkenrand,
Undwie durch eines Zaubers
magisch Walten
Fühlt’ ich von seiner Strahlen
Lichtgewalten
Den Blick unwendbar fest auf
ihn gebannt.
Doch immer höher stieg die
dunkle Wand,
Vor Furcht erbebend will mein
Herz erkalten,
Mit meinem Auge will ich fest
ihn halten –
Vergebens, ach! der schöne
Stern verschwand.
Und brannten rings noch alle
Sternenheere,
Ich sah doch nichts als öde,
dunkle Leere,
Erloschen war des ganzen
Himmels Pracht.
So bist auch du, mein Stern, in
Nacht gesunken,
Und leuchten rings noch tausend
Freudenfunken –
Mein Herz fühlt nur die tiefe,
dunkle Nacht.